Internationale Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg: Zentrum für die kulturelle, soziale und politische Jugendbildung in Schleswig-Holstein

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25 Jahre Friedliche Revolution

Was geht mich das an?

Im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung mit der Domschule (Schleswig) und der A.P. Møller Skolen (Schleswig) sind interessante und aussagekräftige Postkartenmotive entstanden, die auf den 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution aufmerksam machen möchten. Jedes Motiv besitzt eine eigene Geschichte hinter dem Bild. In einem schulinternen Wettbewerb haben sich vier Motive hervorgetan, die besonderen Eindruck auf die Betrachterinnen und Betrachter gemacht haben.

Diese vier Motive wurden gedruckt und in einer gemeinsamen Aktion zum Tag der Deutschen Einheit von den Schülerinnen und Schülern im Raum Schleswig verteilt, um an die Friedliche Revolution vor 25 Jahren zu erinnern, die den Weg zur deutschen Einheit 1990 ebnete. Dabei steht nicht zwingend das Ereignis der Friedlichen Revolution im Mittelpunkt, sondern das Leben in der DDR und was so viele Menschen bewegte, sich gegen das System der DDR zu stellen.

Die Schülerinnen und Schüler haben sich insgesamt vier Tage intensiv mit dem Thema DDR auseinander gesetzt, zuerst in einem Workshop auf dem Scheersberg und anschließend vor Ort in Berlin auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Frau Dr. Sütterlin-Waack. Die Bilder und Geschichten sind in kompletter Eigenregie der Schülerinnen und Schüler entstanden und sind das Ergebnis der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der DDR und den Erlebnissen und Erfahrungen vor Ort in Berlin. 

Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zu den Bildern haben, dann wenden Sie sich an projekt-aufarbeitung.de (Aaron Jessen und Elmar Moldenhauer) möchten Sie sich vertiefend mit den Ursachen und Folgen der Friedlichen Revolution auseinandersetzen dann empfehlen wir Ihnen das Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung zu "Deutsche Teilung - Deutsche Einheit"

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Freiheit ist grenzenlos?

Von Lisa Hoolt

Das konnten die Bürger der DDR von 1961 – 1989 wohl nicht behaupten. Zu dieser Zeit hinderte sie nämlich eine Mauer um Westberlin und eine Grenze um das gesamte DDR-Gebiet an der Ausreise, einer menschlichen Freiheit. Wenn die Menschen dennoch fliehen wollten und diese Flucht misslang, kamen sie in die Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Hohenschönhausen. Dort wurden sie bis zu ihrem Prozess gefangen gehalten und psychisch gefoltert.

Diesen Ort zeigt auch das Bild. Aufgenommen wurde es in einem der sogenannten Tigerkäfige. Einmal täglich durften die Gefangenen nämlich für eine Viertelstunde an die frische Luft, nicht gerade viel, wenn man die restlichen 23 Stunden und 45 Minuten in einer Zelle mit sehr geringer Luftzufuhr verbringen musste. Zwar konnten die Gefangenen den Himmel während des Freigangs sehen, aber die unüberwindbar scheinende Gefängnismauer machte diese Aussicht zu einem bedrückenden und sehnsuchtsvollen Moment. So sieht man die Person auf dem Bild auch nach oben schauen. Sie wirkt geradezu schwach, wie sie so von den Mauern umschlossen wird.

Dieses Gefühl konnten auch wir während der Führung durch die ehemalige Anstalt und heutige Gedenkstätte nachempfinden. Die Bedrückung lässt sich kaum beschreiben, und für Unbeteiligte scheint es unvorstellbar, dass hier nach unserer Sicht unschuldige Menschen für Monate oder gar Jahre festgehalten wurden. Wenn man dann durch die Gänge an Zellen und Verhörräumen vorbeischreitet und dabei von den absurden Bedingungen erzählt bekommt, fragt man sich, wie so etwas überhaupt zugelassen werden konnte. Aber diese Frage sollte man sich wohl nicht nur im Hinblick auf die damalige Zeit stellen. Den Bürgern der DDR wurden durch die Gesetze sämtliche Freiheiten genommen. Freiheit bedeutet Unabhängigkeit, Meinungsfreiheit, Privatsphäre. Diese Aspekte widersprachen sich mit der Handlungsweise und den Gesetzen der DDR, und somit lebten die Menschen unter völliger Kontrolle und eingeschränkt.

„Der Wunsch nach dem Verlassen des Landes - für Reisen, für eine gewisse Dauer oder auch endgültig - ist ein legitimer Anspruch für jeden Bürger eines Landes. Das Recht darauf ist Menschenrecht.“ (Erklärung eines Berliner Arbeitskreises zur Ausreiseproblematik der Initiative Frieden und Menschenrechte, 1988) Für viele Menschen ist die Freiheit nun mal ein Grundsatz der Menschenrechte. Wie aber schaffte es nun ein Staat, solche Maßnahmen durchzusetzen, ohne auf großen Widerstand zu treffen? Gerade im Hinblick auf die NS-Zeit und die damit verbundene Juden- und Minderheitenabgrenzung und -vernichtung, fällt es schwer zu begreifen und zu realisieren, wie solch eine Art von Kontrolle unmittelbar danach einen ganzen Staat beherrschen konnte, ohne von seinen Bürgern selbst aber auch durch außenstehende Staaten aufgehalten worden zu sein. Jetzt nach 25 Jahren Wiedervereinigung scheint einem dieses Thema sehr weit entfernt, jedoch sollte man Geschehenes nicht vergessen und weiter aufklären, damit auch für die Zukunft die Menschen auf ihre Rechte und damit auch auf ihre Freiheit beharren können. (Lisa Hoolt, Model: Laura Funke)

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Spuren vergehen, doch Erinnerungen bleiben.

Von Bodil Brandt und Marlien Tams

Die Geschichte, wie sie sich in Deutschland abgespielt hat, ist nicht nur in Deutschland ein Thema. Allerdings sind es die Menschen in Deutschland, die diese Zeit direkt erlebt haben und sich noch immer erinnern, obwohl viele Spuren mit der Zeit verschwunden sind. Mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961 wurden nicht nur viele Familien voneinander getrennt, sondern auch das Leben der Menschen in der DDR änderte sich drastisch. Menschen, die versuchten aus diesen Umständen zu flüchten, bezahlten diesen Versuch oft mit ihrem Leben oder wurden verhaftet. Für das Erschießen der Flüchtlinge wurden den Schützen sogar Prämien verliehen, bei absichtlichem Danebenschießen aber mussten sie mit harten Konsequenzen rechnen. 

Wurde ein Flüchtling verhaftet, fuhr man ihn in einem Auto zum Gefängnis der Staatssicherheit. Meist dauerte diese Fahrt mehrere Stunden, selbst wenn das Gebäude nur zehn Minuten vom Ort der Verhaftung entfernt war. Dies diente dazu, die Häftlinge systematisch zu verwirren und sie über ihren Aufenthaltsort im Unklaren zu lassen. Von der Zeit im Gefängnis der Stasi und der Sowjets haben die meisten Menschen schreckliche Erinnerungen und teilweise ein Trauma davon getragen. Das Denken der Häftlinge wurde auf eine erschreckende Art und Weise durch gestellte Zufälle oder psychische und physische Foltermethoden regelrecht manipuliert. Diese Methoden führten ebenfalls dazu, dass Menschen, die sich nichts hatten zu Schulden kommen lassen, dazu gedrängt wurden, vorgefasste Geständnisse zu unterschreiben. Dies taten sie, weil sie wussten, dass das, was nach der Verurteilung folgte, besser war, als in einem Sowjet- oder später Stasi-Gefängnis eingesperrt zu sein. In den 1950er Jahren wurde der Neubau des Stasi-Gefängnisses Berlin Hohenschönhausen von Menschen aus dem benachbarten Arbeitslager errichtet. Das dreistöckige Gebäude wurde den Häftlingen als wesentlich größer präsentiert. Mit gesenktem Kopf wurden die Häftlinge von den Wärtern mehre Male hin und her durch das Gebäude geführt, um dadurch einen falschen Eindruck über seine Größe zu erzeugen. Hinzu kam, dass die Häftlinge von anderen Insassen komplett isoliert wurden und nicht aus den Fenstern sehen konnten. Die Häftlinge wussten nicht, wo sie sich befanden, und wurden von den ausgebildeten Verhörspezialisten der Stasi oft monatelang vernommen. In den Zellen gab es einfache Holzpritschen, und um die Häftlinge auch während des Schlafens besser kontrollieren zu können, durften sie nur in einer vorgeschriebenen Haltung schlafen, nämlich auf dem Rücken liegend, die Hände auf der Bettdecke. Helligkeit und Dunkelheit signalisierten ihnen wohl, wann es Tag und wann es Nacht war, jedoch war jegliches sonstige Zeitgefühl verloren, und somit kam den Häftlingen jeder Tag wie eine Ewigkeit vor. Zeitzeugen berichten davon, dass dies dazu führte, dass sich ihr Geist teilte. Es gab einerseits die Hälfte, die den ganzen Tag in der Zelle auf einem Hocker saß und darauf wartete, dass sich die Tür öffnete und das Essen gebracht wurde. Andererseits gab es die emotionale Hälfte, die sich abspaltete, was heute noch darin sichtbar wird, dass diese Menschen durch dieses Gefängnis gehen können und von ihrer Zeit dort berichten, aber nicht weinen müssen. Diese Menschen werden das ganze Leben lang mit dem Trauma leben müssen, entweder so wie gemeldete Zeitzeugen, die zum Teil heute Führungen im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen anbieten, oder in psychologischer Betreuung. Vielen von ihnen wurde außerdem erst später nach Einsicht in ihre persönliche Akte deutlich, wie lange sie Häftling waren, warum und was sie angeblich getan hatten.

Bis heute lässt es sich sagen, dass es einfach ist Spuren zu verwischen oder zu löschen, aber jene Demütigungen und der seelische Schmerz wird den Opfern für immer in Erinnerung bleiben. Umso wichtiger ist es, dass wir weiter darüber reden und genau solche Geschichten nicht in Vergessenheit geraten.

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Ein Weg in die Freiheit – 25 Jahre friedliche Revolution

Von Marie Bensien und Marieke Möller

Der S-Bahnhof Friedrichstraße war der letzte Bahnhof vor der Grenze nach West-Berlin. Das bedeutete, er lag im Osten Berlins, und dies war kein Zufall. Die Lage machte es der DDR möglich, den Zugverkehr zwischen West- und Ost-Berlin zu kontrollieren und zu überwachen. Mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961 wurden auch Überwachungsmaßnahmen, Schleusen und Kontrollen eingerichtet, die es den Bürgern der DDR unmöglich machten, die Grenze zum Westen zu überqueren. Dennoch gab es einige wenige, denen die Flucht über den Bahnhof Friedrichstraße gelang und die damit das Unmögliche möglich machten.

Unser Motiv zeigt ein Modell des Bahnhofs Friedrichstraße, das im Tränenpalast, Berlin, zu finden ist. Der Tränenpalast war zu DDR-Zeiten die Abfertigungshalle für die Ausreise von Ost- nach West-Berlin und ist deshalb ein ganz bedeutender Ort, der viele Gefühle und Erinnerungen birgt. Heute findet man dort die spannende Ausstellung „Grenzerfahrungen.  Alltag der deutschen Teilung".

In der Zeit der Teilung Deutschlands wurden viele Menschen von ihren Liebsten getrennt und bekamen diese nur selten oder gar nicht zu Gesicht. Der Tränenpalast bekam seinen Namen durch die vielen Tränen, die in der Zeit des geteilten Deutschlands an diesem Ort vergossen wurden. Es waren Abschiedstränen, aber auch Tränen der Sehnsucht, Wut, Verzweiflung und Angst.

Viele hielten den Gefühlen nicht mehr Stand und wollten fliehen. Nur wenigen gelang es, über den Bahnhof Friedrichstraße zu flüchten. Ein tragisches Beispiel ist der Fluchtversuch von Karl-Heinz Richter. 1964 versuchte er zusammen mit seinem Freund auf einen anfahrenden Zug zu springen. Doch er stolperte, fiel und brach sich beide Beine. Während sein Freund es schaffte und in Richtung Freiheit fuhr, blieb Karl-Heinz Richter zurück. Die Folgen waren Verhaftung und das Gefängnis in Berlin Pankow, wo er die grausamste Zeit seines Lebens verbrachte. Erst 1975 durfte er die DDR endlich verlassen und mit seiner Familie in den Westen gehen. Heute führt Karl-Heinz Richter Besucher durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, berichtet von seinen Erlebnissen und bringt ihnen die Geschichte der DDR ein Stück näher. Außerdem schrieb er das Buch „Mit dem Moskau-Paris Express in die Freiheit“, in dem er seine Geschichte für die Nachwelt festhält.

So, wie es traurige Schicksale gab, wie das von Karl-Heinz Richters, gab es auch glückliche. Denn es gab einige Menschen, die es schafften zu flüchten, die einen Weg in die Freiheit fanden. Andere wehrten sich, kämpften und brachten letztendlich die Mauer zu Fall. Mit dem Fall der Mauer wurde Deutschland wiedervereint, tausende Familien zusammengeführt und Freunde wiedergefunden. Deutschland war getaucht in Tränen der Freude und des Glücks. Ein Bahnhof ist nun nicht mehr nur ein Ort des Abschieds, sondern auch ein Ort des Wiedersehens und der Heimkehr.

Quellenverzeichnis:

Interview mit Karl-Heinz Richter: http://www.helles-koepfchen.de/artikel/3495.html

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Freiheit

Von Merle Carstensen und Janne Stolper

Die Friedliche Revolution erreichte am 9. November 1989 durch den Fall der Berliner Mauer ihr Ziel: die Wiedervereinigung Deutschlands. Insgesamt 25 Jahre kämpften die Bürger mit friedlichen Demonstrationen und Ausreise-Wellen gegen die DDR- Führung an. Das nannte sich auch"die Macht der Straße". Hilflos musste das SED-Regime mit ansehen, wie ihr Vorzeige-Staat langsam zusammenstürzte. Der Berliner Mauerfall war damals der Höhepunkt der politischen Krise der DDR: Die Grenzen öffneten sich und die Menschen erlangten ihre Freiheit zurück. Die Friedliche Revolution wurde auch friedlich genannt, weil kaum ein Schuss fiel oder Blut floss, von wenigen Zwischenfällen einmal abgesehen.

Unsere Aufgabe war es, mit einem Bild oder einer Fotografie Menschen zum Nachdenken zu bewegen und sich darüber klar zu werden, dass es nicht einmal drei Jahrzehnte her ist, dass das zweigeteilte Deutschland wieder zusammenfand. Wir hoffen, dass man durch unser Bild sofort an genau diese Zeit zurückdenkt.

Das Bild stellt zwei Mädchen dar, die sich dafür entschieden haben, aus der DDR in den Westen zu fliehen. Der Ballon, der von dem Mädchen auf der Leiter hochgehalten wird, symbolisiert, wie schon der Titel sagt, „Freiheit“. Der Ballon kann aufsteigen und entfliehen, er kann jedoch auch durch das kleinste Hindernis zerplatzen, genauso wie der Traum von der Freiheit.

Diese beiden Mädchen versuchen - wie so viele andere - über die Mauer zu fliehen und hinüber in den Westen zu gelangen. Um diese Flucht nachzustellen, haben wir uns vor einen Abschnitt der original erhaltenen Mauer aus dem Jahre 1961 (bis zum 9. November 1989) an die Bernauer Straße gestellt und versucht, das Foto so echt wie möglich zu halten. An der Bernauer Straße hat sich mehr oder weniger eine sehr besondere Geschichte abgespielt, denn dort, wo die Mauer jetzt steht, war früher ein Friedhof. Der Friedhof war jedoch im Weg und musste kurzerhand 50 Meter weiter in den Osten 'umziehen'.

Als wir gerade dabei waren das Foto zu machen, kamen verschiedene Touristen hinzu und haben auch angefangen, Fotos von uns zu machen. Sie fanden unser „Schauspiel“ wohl sehr interessant.

Unser Fazit:

Wir beide fanden die Berlin-Tour mit Aaron, Elmar und Malte sehr toll und interessant und würden sie zu jeder Zeit wiederholen wollen. Wir haben viel gelernt. Insbesondere haben uns die Zeitzeugen beeindruckt, die uns ihre Geschichte erzählt haben.

Die Idee zu dem Bild bekamen wir durch die Aufarbeitung verschiedener Themen, mit denen wir uns auf dem Scheersberg beschäftigt hatten.